5. September 2025

Das Schicksal selbst in die Hand nehmen

Was tun, wenn die Pflege des behinderten Kindes die eigenen Kräfte in der Familie übersteigt und keine geeignete Betreuungsmöglichkeiten in Heimen zur Verfügung stehen? Vor diese Frage sahen sich betroffene Eltern vor rund 60 Jahren gestellt.

Das Kinderheim Sonnenhof Arlesheim, welches ihre Kinder bislang umsorgt hatte, informierte, dass ihre Liebsten mit Erreichen des 18. Lebensjahres nicht mehr bleiben konnten. Es fehlte in der Schweiz an Plätzen und Heimen zur Betreuung von jungen behinderten Erwachsenen.

Was also tun? Es blieb nur die Möglichkeit, selbst anzupacken und aktiv zu werden. So trafen sich im November 1964 etwa drei Dutzend betroffene Eltern im Sonnenhof und beschlossen, sich zu einem Verein zusammen zu schliessen. Sie beantragten bei der eidgenössischen Invalidenversicherung Unterstützung zur Gründung von Wohnheimen für ihre nun erwachsenen Kinder. Ziel der Initiative war es, einen Platz der Geborgenheit für Schwerbehinderte zu finden.

Am 5.9.1965 schliesslich wurden an der Gründungsversammlung im Sonnenhof die Statuten des Vereins beschlossen. Er nahm unter dem Namen „Elternverein Sonnenhof Arlesheim“ seine Tätigkeit auf. Der Name sollte die Verbundenheit mit dem Mutterhaus ausdrücken.

Das erste und dringendste Anliegen war das Platzieren der Jugendlichen und Erwachsenen mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung in einem eigenen Dauerheim. Die Eltern brachten all ihre beruflichen Kompetenzen, Erfahrungen und privaten finanziellen Mittel auf, damit dieses Vorhaben gelingen konnte. Sie warben innert kurzer Zeit rund 150 Vereinsmitglieder an.

Der Rat, den der Sonnenhof den Eltern mitgegeben hatte, lautet: Wollt ihr ein Heim gründen, so sucht zuerst die Heimleitung, dann das Haus und schliesslich das Geld. Und so wurde verfahren: Ein Heimleiterehepaar (mit einem eigenen schwerstbehinderten Kind) wurde bald gefunden. Ebenso eine Liegenschaft in Langenbruck. Das seit einiger Zeit leerstehende Kinderheim Sonnmatt. Denn seit man die Tuberkulose mit Medikamenten bekämpfen konnte, waren Luftkurorte wie Langenbruck nicht mehr gefragt. Ein Glücksfall für den jungen Verein. Somit waren die ersten beiden Voraussetzungen zur Gründung eines Heimes gelungen.

Die Finanzierung gestaltet sich aber damals wie heute, als grösste Herausforderung. Wie die wichtigste Hürde zur Gründung des Heimes von den Eltern genommen wurde, erfahren sie in der nächsten Geschichte. Es ist gleichzeitig die Geschichte zur Gründung des Hauses Sonnmatt in Langenbruck.